Banjoree Nachklapp 2 von ?

Kürzlich schrieb Werner als Kommentar zu diesem Blog, er freue sich auf „tägliche“ neue Nachrichten zu unserem Retreat im September. Nun, zunächst mal hab ich mich darüber gefreut, dass überhaupt jemand einen Kommentar schickt :-)

Nach dem Banjoree ist erneut die imaginäre Messlatte für „gutes und richtiges Banjospielen“ um einiges höher gelegt worden.
Nicht nur die Tutoren, sondern auch die „normalen“ Gäste waren sehr fingerfertig und musikalisch bewandert. Ich werde deshalb dran arbeiten, meine eigene Messlatte wieder etwas in erreichbare Höhe zu versetzen – das heißt runter. Bis September werde ich das schon schaffen. Und spätestens in Friedrichsort bin ich dann wieder bei Bump-Ditty angelangt.

Dass es auch ein Frailen nach dem Dit gibt, war in der Old-Time-Abteilung in Hagen deutlich zu hören. Bis hin zu der Aussage von Cathy Moore , Old Time Banjo käme auch gut ohne Strum aus (also sozusagen bump-a dit-ty, aber dit als eine 1/8-Note und nicht als strum über mehr oder weniger alle Saiten). Das erinnert schon sehr an unerquickliche Diskussionen über das „richtige“ Old-Time-Banjo-Spielen. Zum Glück ist Cathy Moore keineswegs eine ideologisch einseitig festgelegte Musikerin, sondern eine höchst eigenständige musikalische Persönlichkeit, die z. B. ihren Banjo-Stil auch auf ganz andere musikalische Richtungen überträgt. In ihrem Workshop in Hagen hat sie uns gezeigt, wie osteuropäische Rhythmen (7/8, 11/8 und dergleichen) zwanglos per Clawhammer gespielt werden können. Sozusagen der Ost-Europa-Groove auf dem amerikanischsten Instrument von allen. Das fiel mir zwar nicht wirklich leicht, aber die ganze Belegschaft des Kurses schaukelte sofort im „fremden“ Rhythmus mit. Ich habe ein paar Aufnahmen per ZoomH2 gemacht, die aber noch etwas bearbeitet werden müssen. Wenn´s soweit ist, würde ich das gerne hochladen.
Ebenso den Workshop von Udo Weihrauch . Der hat uns „progressive Clawhammer-Techniken“ vermittelt, an denen ich noch lange kauen werde. Wie schon vor zwei Jahren hat er auch diesmal einen didaktisch und musikalisch hervorragend präsentierten Kurs abgeliefert – und das noch auf angenehme und unaufgeregte Art, die bei uns wirklich gut ankam. Ebenfalls wie vor zwei Jahren ging es nicht um die Frage, wie man Melodien „authentisch“ wiedergibt, sondern wie man im Gegenteil eigene Phrasen an geeigneten Stellen einwebt und sich dabei durchgehend der Clawhammer-Technik bedient.
Diesmal hat er den Song „She´ll Be Coming Over the Mountains“ (Von den blauen Bergen kommen wir…) als Ausgangspunkt gewählt und uns Improvisationsmöglichkeiten mit ihren Ursprüngen, Umwegen und Zielen gezeigt. Und wir immer hinterher. Erst er mit einem Drittel Takt in Achtelnoten (am Clipboard geschrieben und vorgespielt), dann wir nachspielen. Dann er mit dem zweiten Drittel des Taktes, dann wir nachspielen. Und immer schön den Daumen an die Stelle legen, wo er gleich gebraucht wird. Und so weiter. So lief eigentlich der ganze Kurs ab. Fast drei Stunden in Bruchteile von Takten aufgeteilt. Klingt ganz schön zwanghaft, war es aber überhaupt nicht. Dank seines Talents für lockere Vermittlung war es – trotz technischer Schwierigkeiten des einen oder anderen, insbesondere meiner Person – ein Vergnügen, dabei auch noch musikalische Zusammenhänge zu begreifen. Z.B. in einen G-Dur-Song eine Improvisation auf einer Blues-Skala in Moll einfügen. Noch vor Kurzem hätte ich bei einem solchen Satz Wort für Wort im Musik-Lexikon (bzw. bei google) nachschauen müssen. Der Kurs vor zwei Jahren und der jetzige haben mich – jedenfalls theoretisch – da ein bisschen weitergebracht.
(Außerdem hat U.W. am Samstag abend zusammen mit Andreas David eine Vorstellung von Jazz-Banjo abgeliefert, die uns alle mit den Ohren schlackern ließen – und den beiden den inoffiziellen Band-Namen „Die Titanen“ eingebrockt hat (Namensgeber R. hat wohl mal Dittsche gesehen …).
Also war das Banjoree ein Ausflug in die Höhen des Banjo-Himmels, dem jetzt eine sanfte Landung folgen muss. Bis September zu unserem Retreat in Kiel-Friedrichsort werden ich wohl ausgerollt und wieder festen Boden unter den Füßen haben.

PS
Und übrigens hat Cathy Moore auch gesagt, es gebe kein „richtig oder falsch“ beim Clawhammer. Genau!
„Frailers just wonna have fun“ (sage ich!)

Kommentare

Ahrensfeld hat gesagt…
Danke, lieber Wolfgang, für diesen informativen Text! Was kommt morgen dran? ;-)